Barrieren und Erfolgsfaktoren bei der Einführung und dem Ausbau von Telemedizininitiativen
Basierend auf Erkenntnissen aus internationaler Literatur haben wir Barrieren und Erfolgsfaktoren für Telemedizininitiativen identifiziert. Im Folgenden sind sie nach ihren Auslösern kategorisiert. Jeder Faktor kann bei Berücksichtigung einen Erfolgsfaktor darstellen bzw. bei Nicht-Berücksichtigung zu einer Barriere für den Erfolg von Telemedizininitiativen werden.
Zu jeder Kategorie schlagen wir Strategien vor, welche bei der Überwindung der Barrieren unterstützen können.
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Auf der Mikroebene befinden sich die individuellen EndnutzerInnen von Telemedizin (eingebettet in ihren institutionellen Kontext). Sie sind beeinflusst durch Geschehnisse und Festlegungen auf der Meso- und Makroebene bzw. durch Charakteristika der eingesetzten Technologie.
Barrieren und Erfolgsfaktoren
Lösungsvorschlag
Involvierung von EndnutzerInnen bei der Entwicklung, Implementierung und dem Ausbau von Telemedizininitiativen
Berücksichtigung der Bedürfnisse von EndnutzerInnenn in nutzerzentrierten Designprozessen
Nutzbarkeit (usability) von Telemedizininitiativen
Motivation und Bereitschaft der EndnutzerInnen
Einbeziehung des NutzerInnenumfeldes (Dritte können sowohl unterstützend als auch hindernd auf die Technologieakzeptanz der EndnutzerInnen wirken)
Adressierung von Technologie-Skepsis
Bildung von Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie
Befähigung der Akteure Telemedizin zu nutzen
Vermeidung zusätzlicher Arbeit für LeistungserbringerInnen (z.B. zusätzlicher Zertifizierungsaufwand)
verfügbare Alternativen für den Erhalt von Gesundheitsdienstleistungen/ -informationen
eingeschränkte persönliche Verbindung, Interaktion und Beziehung zwischen PatientInnen und LeistungserbringerInnen
hohe Genauigkeit der bereitgestellten Informationen
Zusätzliche Aspekte ergeben sich in der Institution der LeistungserbringerInnen:
Unterstützung durch einen organisatorischer Ordnungsrahmen, der die Nutzung von Telemedizininitiativen regelt
Eingliederung der Telemedizininitiativen in bestehende Versorgungsprozessen und -pfade über das gesamte Versorgungskontinuum hinweg
Führungskräfte sollten:
sich der Vorteile von Informations- und Kommunikationstechnologie bewusst sein
Änderungen von Prozessen akzeptieren
eine positive Unternehmenskultur Telemedizin gegenüber unterstützen
Unterstützung der Mitarbeiter aus dem Bereich Informationstechnologie hinsichtlich der Akzeptanz von Telemedizin
Auf dem Level der individuellen EndnutzerInnen sind Bildung, Training und Informationskampagnen entscheidend. Dabei sollte auch der institutionelle Kontext um die LeistungserbringerInnen mit einbezogen werden. Nur so können derzeit bestehende Probleme, wie Technologieskepsis oder fehlendes Vertrauen von Einzelpersonen, angesprochen werden.
Auch wenn viele der genannten Aspekte vor allem die PatientInnen und LeistungserbringerInnen betreffen, sollten sie u.a. durch politische EntscheidungsträgerInnen und Planende von Telemedizininitiativen adressiert werden.
Bereitstellung angemessener Ressourcen (finanziell, personell), auch für technische Unterstützung
alle relevanten Akteure müssen geschult und qualifiziert werden, um deren Kompetenzen, Fähigkeiten und den Komfort im Umgang mit Telemedizin (-geräten) zu erhöhen
Verbesserung der (elektronischen) Gesundheitskompetenz
Richtlinien zu Governance und Ethik
Bereitstellung eines Forums für Kommunikation, (gruppeninterne und -übergreifende) Kooperation, Datenmanagement, und Vertrauensbildung zwischen Akteuren, die voneinander abhängig sind
Informationskampagnen für EndnutzerInnen und deren Umfeld über die Existenz und den Nutzen von Telemedizin
kulturell angemessene Kommunikation
transparentes Informationsmanagement, um Technologie-Skepsis zu überwinden
Verringerung existierender Ungleichheiten
Die Gemeinschaft sollte als zusätzliche Ebene der Unterstützung gesehen werden. Sie kann alle Individuen unterstützen, die im Lebenszyklus von Telemedizininitiativen mit eingebunden sind. Eine Gemeinschaft kann dabei örtlich verbunden sein (z.B. eine Stadt, ein Dorf, eine Region, ein Gesundheitsnetzwerk) oder über gemeinsame Interessen (z.B. ein Netzwerk von PatientInnen mit einer bestimmten Erkrankung). Die Gemeinschaft sollte aktiv in den Prozess der Einführung und des Ausbaus von Telemedizin einbezogen werden. Dann kann sie u.a. bei der Bereitstellung von Ressourcen (z.B. Humanressourcen, finanzieller und infrastruktureller Ressourcen) unterstützen und damit zum Erfolg von Telemedizin beitragen.
Zwischen den Akteuren der Makro- und der Mesoebene muss ein kontinuierlicher Austausch stattfinden. Aspekte, welche die Gemeinschaft allein nicht lösen kann, können eventuell durch gemeinschaftliche Anstrengungen und neue Rahmenbedingungen geklärt werden.
Auf der Makroebene werden zentrale politische und regulatorische Entscheidungen getroffen. Diese können sowohl national als auch international sein und gelten für die Mikro- und/oder Mesoebene.
Barrieren und Erfolgsfaktoren
Lösungsvorschlag
Standards und Richtlinien (für Prozesse, Verfahren und Entwicklung)
Qualitätsrichtlinien
Integration der Aktivität des Rahmenwerks in das bestehende nationale Gesundheitssystem
Sicherstellung des Bewusstseins für und die Unterstützung von Informations- und Kommunikationstechnologie auch auf der Ebene der Politik und der politischen Entscheidungsträger
Vorhandensein eines rechtlichen und regulatorischen Rahmens, der auch gerichtsbarkeitsübergreifende Verwendung von Telemedizin erlaubt (bspw. länderübergreifende Nutzung)
Bereitstellung eines finanziellen Rahmens, der Kosten und Finanzierung und Rückerstattung abdeckt (Individuen können nicht alles allein zahlen)
Bereitstellung angemessener Ressourcen
finanzielle oder andere Anreize
Alle Akteure auf der Makroebene müssen sicherstellen, dass die Rahmenbedingungen unterstützend sind für Telemedizininitiativen. Dies betrifft Aspekte der Regulierung, Gesetzgebung, Finanzierung und Rückerstattung.
Zwischen den Akteuren der Makro- und der Mesoebene muss ein kontinuierlicher Austausch stattfinden. Aspekte, welche die Gemeinschaft allein nicht lösen kann, können eventuell durch gemeinschaftliche Anstrengungen und neue Rahmenbedingungen geklärt werden.
Die Telemedizintechnologie beeinflusst alle drei Ebenen und wird genauso durch diese drei beeinflusst. EntwicklerInnen von Telemedizininitiativen und MitarbeiterInnen von Unternehmen, die Telemedizin anbieten/unterhalten sind hierbei gefragt.
Barrieren und Erfolgsfaktoren
Lösungsvorschlag
Geschäftsmodell
Aktivitäten zur Evaluation
Studien zum Nachweis von Kostenwirksamkeit
logistische Zweckmäßigkeit des Systems (u.a. einfache Bedienbarkeit, Existenz von Kommunikationsprotokollen, Möglichkeit der Reparatur und Wartung der Systeme (inkl. Hardware, Software))
Sicherstellung von Datenschutz, -sicherheit, Privatsphäre, Informationssicherheit (Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit), Interoperabilität und Qualität der Systeme/ Infrastruktur
Die Technologie muss die Bedürfnisse und Erwartungen der NutzerInnen berücksichtigen. Dies betrifft Aspekte der Nutzerfreundlichkeit, des Datenschutzes, der Informationssicherheit und der Interoperabilität.