Forderung 8 - Das Potential existierender Anwendungen schätzen lernen!

Das Potential existierender Anwendungen schätzen lernen!

Forderung:
Wir fordern, dass Assistenzkomponenten im Smart Home stärker als Bausteine für ein individuell angepasstes Gesamtsystem betrachtet werden sollten. Es ist Zeit, die individuell geeigneten Bausteine auszuwählen und passfähig zusammenzusetzen. Dazu muss der Prozess einer bedarfsgerechten Planung untersucht und automatisiert werden.

Rationale:
Die bedarfsgerechte Erstellung häuslicher Assistenzsysteme kann zukünftig nicht fortwährend als vollständige Neuentwicklung konzipiert werden, da die Bedarfe und die Personalisierungsansprüche der Nutzerinnen zu vielfältig sind. Um nachhaltig von existierenden Innovationen und Projekten profitieren zu können, muss verstärkt der Blick auf das Zusammenfügen existierender Bausteine gelenkt werden. Im Zuge dessen sollten die zugeschriebenen Möglichkeiten von Assistenzkomponenten aus der Perspektive gesehen werden, dass eine einzelne Anwendung nicht alle Aspekte und Bedarfe einer Nutzerin abdecken kann und muss. Stattdessen sollte ein strukturierter Begleitprozess zur Planung von bedarfsgerechten Gesamtsystemen (vgl. Abbildung) betrachtet werden, der Einzellösungen als Bausteine begreift und geeignet zusammenfügt (Wollschlaeger und Kabitzsch, 2020).

Komponentenbasierte Planung häuslicher Assistenzsysteme (Wollschlaeger und Kabitzsch, 2020)

Was daraus folgt:
Assistenzkomponenten erklären ihre Funktion und mit welchen „Typen“ von Bausteinen sie kooperieren wollen (siehe auch Forderung 7) (Wollschlaeger et al., 2019). Diese Informationen kann ein computergestütztes Planungswerkzeug verarbeiten und auf diese Weise ein auf jede Patientin zugeschnittenes Gesamtsystem aus sich ergänzenden Assistenzkomponenten vorschlagen.
Diese Forderung ist besonders für digitale Anwendungen im häuslichen Umfeld relevant, stellt aber auch für digitale Anwendungen im Gesundheitswesen im Allgemeinen eine sinnvolle Orientierung dar.

Warnung:
Wenn der Blick „über den Tellerrand“ und das Bewusstsein für das große Gesamtbild fehlt, werden weiterhin neue, maßgeschneiderte Assistenzlösungen in mühsamer Kleinstarbeit entwickelt oder aufwendig angepasst (Majumder et al., 2017; Wollschlaeger und Kabitzsch, 2020). Durch diese Arbeit „mit Scheuklappen“ fällt jedoch erst im Nachhinein auf, dass ähnliche Probleme bereits mehrfach gelöst worden sind.


Literaturverzeichnis
Majumder, S., Aghayi, Emad., Noferesti, M., Memarzadeh-Tehran, H., Mondal, T., Pang, Z., & Deen, M. (2017). Smart Homes for Elderly Healthcare—Recent Advances and Research Challenges. Sensors, 17(11), 2496. https://doi.org/10.3390/s17112496
Wollschlaeger, B., & Kabitzsch, K. (2020). Automated Engineering for Health Smart Homes: Find a Way in the Jungle of Assistance Systems. Studies in Health Technology and Informatics, 270, 828–832. https://doi.org/10.3233/SHTI200277
Wollschlaeger, B., Eichenberg, E., & Kabitzsch, K. (2019). Switching to a holistic perspective on semantic component models in building automation – tapping the full potential of automated design approaches. IOP Conference Series: Earth and Environmental Science, 323, 012047. https://doi.org/10.1088/1755-1315/323/1/012047

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